Für Angelo Stiller hätte der Samstagabend im Flutlicht des Berliners Olympiastadion nicht besser verlaufen können. Mit dem Pokalsieg in der Tasche und einem VfB-Schal um den Hals nahm der 24-Jährige die Auszeichnung als Spieler des Spiels entgegen.
Dieses Märchen schien fast undenkbar
„Es freut mich, dass ich Man of the Match bin. Die zwei Wochen waren sehr schwer für mich. Ich musste viel trainieren“, berichtete Stiller bei Sky nach dem 4:2-Finalsieg gegen Arminia Bielefeld, zu dem er zwei Vorlagen beisteuerte.
13 Tage vor dem Endspiel schien es fast noch undenkbar, dass Stiller diesen Auftritt hinlegen würde. Das 4:0 des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg am 33. Spieltag war zur Nebensache geraten, als der Nationalspieler den Platz vorzeitig hatte verlassen müssen.
Nach einem üblen Tritt von Samuel Essende in die rechte Wade krümmte sich der Spielgestalter der Schwaben vor Schmerzen auf dem Rasen. Unter Tränen und mit bandagiertem Knöchel humpelte er schließlich vom Feld, begleitet vom aufmunternden Applaus von den Rängen.
VfB-Star kämpfte um die rechtzeitige Rückkehr
Sofort machte sich die Sorge breit, dass Stiller das Endspiel im DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld verpassen könnte. Die Diagnose am nächsten Tag bot wenig Anlass zur Hoffnung: Der Mittelfeldstratege zog sich eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zu.
Für Stiller war trotzdem sofort klar: Er will bis zum alles entscheidenden Spiel wieder fit sein. „Auf dem Platz, bei der Verletzung in Stuttgart, habe ich schon dem Teamarzt auf dem Boden gesagt, dass ich spielen muss“, erklärte er nun nach dem Pokalsieg.
Beim ZDF führte Stiller aus: „Es war eine sehr zähe Zeit. Es war Spitz auf Knopf. Aber ich habe zu allen gesagt: Ich will spielen, ich muss spielen. Ich hab alles dran gesetzt, dass es heute klappt. Umso schöner, wenn man dann helfen kann.“
Stiller übernimmt im Finale das Kommando
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte vor dem Endspiel erklärt, dass der Nationalspieler „nah an den 100 Prozent“ sei. Stiller sei zudem „in der Lage, von null auf 100 zu performen“.
Das bewies der 24-Jährige eindrucksvoll: Gegen Bielefeld übernahm er sofort das Ruder im Mittelfeld und bestimmte den Rhythmus des Stuttgarter Spiels.
In der 15. Minute schickte Stiller Nick Woltemade mit einem tiefen Pass, der zur VfB-Führung traf. 13 Minuten später eroberte er im Mittelfeld die Kugel und legte dieses Mal auf Deniz Undav ab, der zum 3:0 verwandelte.
Pokalsieger: „Davon träumt man als kleines Kind“
Bei der Siegerehrung durfte dann auch Stiller den Pokal in den Berliner Nachthimmel stemmen. „Davon träumt man als kleines Kind. Man spielt auf dem Bolzplatz immer solche Spiele nach“, sagte er mit leuchtenden Augen.
Ob er sich dabei immer im Trikot des VfB gesehen hat? Seine starke Saison hat schon vor dem Pokaltriumph Begehrlichkeiten geweckt. Sogar bei den ganz Großen. In der jüngeren Vergangenheit wurde Stiller sowohl mit dem FC Liverpool als auch mit Real Madrid in Verbindung gebracht.
Was also steht als Nächstes an? „Ich will einfach mit der Mannschaft feiern“, kündigte Stiller an. „Das Hotelzimmer sehe ich heute nicht mehr.“