Bei einigen ehemaligen deutschen Biathleten könnte demnächst eine goldene Überraschung im Briefkasten liegen. Denn Arnd Peiffer, Erik Lesser, Daniel Böhm und Simon Schempp könnten nachträglich Olympia-Gold erhalten.
Verspätetes Gold? „Bleibt Beigeschmack“
Das Quartett hatte bei den Spielen in Sotschi 2014 ursprünglich Silber geholt. Nur 3,5 Sekunden fehlten damals für die Goldmedaille, die sich die russische Staffel gesichert hatte.
Doch jetzt, knapp elf Jahre später, steht endgültig fest, dass sich die Russen das Gold mit unlauteren Mitteln geholt haben. Ein Schweizer Bundesgericht wies die Berufung von Dopingsünder Evgeny Ustyugow, der 2014 zur Sieger-Staffel gehörte, ab.
Aus diesem Grund kann das Internationale-Olympische-Komitee jetzt über eine Neuvergabe der Medaillen entscheiden. Für viele Protagonisten der Biathlon-Welt wäre ein nachträgliches Gold für Deutschland absolut gerecht.
Nachträgliche Medaille? „Bleibt immer der Beigeschmack“
„Ich finde es generell gut, wenn man gegen das Doping kämpft und irgendwann das Ganze aufdeckt”, sagte der italienische Biathlet Lukas Hofer bei SPORT1: „Das betrifft mich in diesem Fall ja auch, wo aus 2011 eine Bronze-Medaille zur Silber-Medaille wird.“
„Ich finde es gut, dass die IBU und in dem Fall auch die WADA für einen sauberen Sport arbeiten und das auch einige Zeit später aufdecken können. Das zeigt, dass da nicht mit unfairen Mitteln gearbeitet werden kann“, sagte Hofer weiter.
So sieht es auch ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher: „Wenn eine Sache mit unfairen Mitteln errungen wurde, dann muss man sie auch neu vergeben.“
Stecher macht bei SPORT1 aber auch deutlich, dass die nachträgliche Medaille den Athleten nur bedingt Freude bereiten werde: „Allerdings bleibt immer der Beigeschmack, dass die Leute, die die Medaillen nachträglich bekommen, sich natürlich nicht so sehr darüber freuen können, wie wenn das vor Ort passiert wäre. Es ist definitiv zu befürworten, aber definitiv elf Jahre zu spät.“
ÖSV-Teamchef winken gleich zwei neue Medaillen
Auch Christoph Sumann, der Chef des österreichischen Biathlonteams, befürwortete bei SPORT1 die Entscheidung: „Das Gute ist, dass man in der Causa hartnäckig geblieben ist, dran geblieben ist und nicht klein beigegeben hat. Das finde ich sehr positiv und hoffe auch, dass das in Zukunft weiter so passieren wird, wenn solche Fälle auftreten.“
Sumann dürfte von der Entscheidung übrigens gleich doppelt profitieren. Er holte 2014 mit der Staffel Bronze und könnte jetzt doch noch Silber erhalten. Zudem winkt ihm überraschend auch noch Bronze im Massenstart von den Olympischen Spielen 2010, als Ustyugow Gold holte und der Österreicher Vierter wurde.
„Noch habe ich sie nicht, aber es ist jetzt entschieden. Die wird jetzt denke ich mal noch ein paar Jahre dauern, bis sie mir zugeschickt wird“, sagte Sumann lachend.